staging.inyokaproject.org

Bei der Hardwarerecherche bin ich zufällig auf diese Seite gestoßen:

https://slimbook.es/en/

Die Spanier bieten verschiedene "Slimbooks" an, die mit Linux vorkonfiguriert ausgeliefert werden. Preise und Gewicht der Maschinen finde ich ganz ansprechend. Es gibt auch deutsche Tastaturlayouts!

Mich wundert es ein wenig, dass die Suche hier im Forum keinen Treffer ausgespuckt hat. Kennt jemand die Laptops?

Hat sich für mich erledigt. Erfahrungsberichte - sofern vorhanden - wären natürlich dennoch schön.

Hallo zusammen,

Der Thread ist zwar schon etwas älter, aber man findet keine wirklich validen deutschsprachigen Infos über Slimbook. Da ich mir kürzlich ein Slimbook Pro X bestellt habe, werde ich hier in den nächsten Monaten ein paar Erfahrungsberichte posten. Das ist zwar nicht repräsentativ, aber immerhin.

Bis das Notebook da ist, kurz zu meiner Kaufentscheidung:

Mein Dell Latitude E3xx ist mittlerweile über 10 Jahre alt und hat sich seinen Ruhestand verdient. Meine Specs will ich hier nicht unnötig breittreten, ich suchte eben ein Notebook für zuhause, das auch in ein paar Jahren noch Spaß macht. Privat habe ich mittlerweile keine Lust mehr, zu frickeln. Sprich: Linux (in meinem Fall Ubuntu Studio) muss auf dem Gerät ohne relevante Anpassungen vollständig und problemlos laufen.

Ergebnis meiner Recherche:

• Dell Latitude: Zwar habe ich mit dem Urenkel gute Erfahrungen gemacht, mir fehlt aber die unmissverständliche Aussage vom Hersteller, dass sämtliche Hardware problemlos unter Linux genutzt werden kann. Bei einem Kaufpreis von deutlich über 1.000 € war mir das zu riskant.

• Dell XPS 13: Kam in die engere Auswahl, allerdings landet man mit meinen Anforderungen hier in der gehobenen Preisliga (über 1.500 €).

• Fujitsu Lifebook: Wie bei Dell Latitude - keine wasserdichte Herstelleraussage zu Linux.

• Lenovo Thinkpad: Wie bei Dell Latitude - keine wasserdichte Herstelleraussage zu Linux.

• Tuxedo InfinityBook: Passt gut zu den Anforderungen, deutsches Unternehmen und damit gute Karma-Bilanz.

• Slimbook Pro X: Nvidia GPU aber immerhin Built-In Intel GPU. Europäisches Unternehmen und damit ebenfalls gute Karma-Bilanz.

Von Tuxedo habe ich aufgrund der auffallenden Berichte über Herausforderungen bei Qualität, Kaufabwicklung und Support abgesehen, die sich bis heute (2019) durchziehen. Schade, aber bringt halt nichts.

Zu Slimbook habe ich praktisch keine verwertbaren Erfahrungsberichte gefunden (sprich: Langzeiterfahrungen in deutsch oder englisch). Überzeugt hat mich letztlich die Tatsache, dass Slimbook auf seiner Seite ein User-Forum hostet, sowie dieser Erfahrungsbericht nach ca. 3 Monaten Betrieb: https://toscalix.com/2018/01/18/introducing-my-new-partner-a-slimbook/

Alles weitere folgt sukzessive.

Das Pro X ist nun angekommen. Vom ersten Eindruck her bin ich bislang sehr zufrieden, sinnvolle Aussagen lassen sich aber erst nach einer gewissen Betriebszeit machen (wird hier aktualisiert). Bis dahin zunächst einmal die ersten Erfahrungen:

Allgemeines

• Ich habe das Gerät Anfang September bestellt. Slimbook wies mich in einer automatischen Mail darauf hin, dass die Teilebestellung bis zu zwei Wochen dauern könne, danach würden ein bis zwei Tage assemblierung und Test folgen und dann würde es zugesendet. Tatsächlich wurde das Notebook nach neun Werktagen versendet und war dann drei Tage später bei mir vor Ort.

• Das Notebook ist klein und leicht, sauber verarbeitet und macht einen stabilen Eindruck. Es war mit Ubuntu 18.04 LTS vorinstalliert. Ebenfalls installiert waren die Treiber für das Touchpad, die Netzwerkkarte, die Kamera und die nvidia Grafikkarte. Dazu waren einige Slimbook-eigene Programme vorinstalliert: Ein Programm für die Energieverwaltung, eines für die biometrische Anmeldung (Gesichtserkennung), sowie ein kleines Hilfsprogramm für die Ersteinrichtung. Die Slimbook-Programme sind allesamt auf englisch verfügbar (früher gab es sie wohl nur in spanischer Sprache).

• Beim Update auf 19.04 gingen die Slimbook-eigenen Pakete verloren, konnten aber durch Einbinden der Launchpad-Repositories von Slimbook sehr einfach wieder nachinstalliert werden und scheinen auch unter 19.04 stabil zu laufen. Um das herauszufinden benötigt man allerdings entweder rudimentäre Spanisch-Kenntnisse oder den Google-Übersetzer.

• Das Notebook hat verschiedene USB-Ports für USB 3.1 (Typ A und Typ C) sowie USB 2.0 (Typ A), einen HDMI-Ausgang, einen kombinierten Kopfhörer/Mikro-Ausgang. DVD-Laufwerk und SD-Card-Reader hat es nicht.

Vorteile

• Im Vergleich zu anderen mir bekannten Geräten (Dell, Fujitsu, HP) ist das Display sehr matt und dadurch unempfindlicher gegenüber Lichtreflexionen.

• Die Slimbook-Eigene Anwendung "Slimbook Battery" regelt die Leistung in drei Stufen ("Energy saving", "Balanced", "Maximum Performance"), die bei Bedarf feingranular konfiguriert werden können. Mit "Balanced" ist die Akku-Laufzeit in etwa vier mal so lange, wie mit "Maximum Performance". Die Laufzeiten selbst will ich hier nicht veröffentlichen, da sie stark use-case-abhängig und nach drei Betriebstagen nicht aussagekräftig sind. Die Angaben des Herstellers (11 h) dürften im "Büro-Betrieb" (Office, Browser, Mails) im Modus "Energy saving" hinkommen.

• Mit zehn Fingern kommt man auf der Tastatur (QUERTZ) trotz ihrer geringen Ausmaße sehr gut zurecht und kann schnell und leise schreiben. Allerdings ist die Cursor-Navigation etwas gewöhnungsbedürftig (siehe unten). Frühere Kritikpunkte, wie die zu kleine Return-Taste und die fehlende Pipe beim deutschen Layout hat Slimbook mittlerweile abgestellt.

Nachteile

• Bis man den Rechtsklick des Touchpads zielsicher trifft, dauert es einige Zeit. Ich dachte anfangs, dass es gar keinen Rechtsklick gibt und bin deshalb zunächst auf die Maus ausgewichen. Man gewöhnt sich jedoch mit der Zeit daran.

• Dem Keyboard fehlen die Tasten Pos1, Bild auf, Bild ab und Ende. Stattdessen liegen diese als Funktionen auf den Cursor-Tasten. Um an den Anfang einer Zeile zu gelangen, muss man also Fn und Links drücken. Für vi-Nutzer sollte das kein riesen Problem sein, aber z.B. unter Libre Office erfordert das aber schon eine gewisse Eingewöhnungszeit.

• Der Akku kann nicht ohne Schraubendreher getauscht werden (ich weiß nicht, wie das bei anderen Modellen ist). Beschädigte oder nicht mehr funktionsfähige Akkus kann man nach Ablauf der Garantie nachbestellen und selbst tauschen. In der Garantiezeit muss man das Gerät zum Akku-Tausch jedoch einschicken, wobei man für den Hin- und Rückweg jeweils zwei bis drei Tage Paketlaufzeit einplanen muss.

• Slimbook stellt mit den Tutorials vielfältige Informationen bereit und auch das User-Forum scheint sehr nützlich zu sein. Leider sind aber viele Tutorials nur auf spanisch verfügbar und im User-Forum sind englische Beiträge rar. Wer wirklich Schmerzen hat, wird mit dem Google-Übersetzer wahrscheinlich trotzdem zum Ziel kommen, muss aber natürlich entsprechend mehr Geduld aufbringen.

Fazit

Ich nutze das Slimbook nun seit etwa vier Monaten und bin im Großen und Ganzen so zufrieden, dass ich mir stand Heute wieder eines kaufen würde. Deshalb lasse ich Lobhudeleien weg und beschreibe, welche Beobachtungen ich bislang gemacht habe:

• Im "Büromodus" (Libre Office, Mail, Browser, etc.) nutze ich die Energie-Einstellung "Balanced". Der Akku hält in diesem Modus bei ca. 60% Bildschirmhelligkeit, aktiviertem WLAN und aktiviertem Bluetooth (leidiges Ubuntu-Thema) zwischen 7 und 8 Stunden. Das Notebook gibt bei dieser Einstellung keine Lüftergeräusche von sich.

• Im "Homerecording-Modus" (Ardour, etc.) nutze ich die Einstellung "Maximum Performance", dann allerdings nur mit angeschlossenem Netzteil. In dieser Einstellung hört man die Lüfter deutlich. Möglicherweise würde "Balanced" hier auch reichen, das habe ich aber noch nicht getestet. Außerdem nutze ich den Low Latency Kernel, habe also vermutlich kein repräsentatives Setting.

• Sehr selten führen Tastenanschläge zu doppelten Zeichen. An der Tastatur selbst scheint es nicht zu liegen, da das Verhalten nicht reproduzierbar ist. Allerdings tritt das Phänomen so selten auf, dass ich bisher keine Veranlassung gesehen habe, dafür einen Case aufzumachen (gefühlt: einmal alle tausend Anschläge).

• Das Touchpad ist im unteren Bereich klickbar und bietet damit linke, mittlere und rechte Maustaste. Hier kommt es hin und wieder zu Rechtsklicks, obwohl ich links geklickt habe. Ich habe den Eindruck, dass es nicht an der Hardware, sondern am Treiber liegt, da es hier gute und schlechte Tage gibt. An schlechten Tagen ist das Problem reproduzierbar und es ist immer nur der Linksklick betroffen. Abhilfe schafft entweder ein Neustart oder der Linksklick durch Tippen auf den reinen Touch-Bereich oder aber die Verwendung einer Maus, die ich ohnehin bevorzuge. Das beschriebene Phänomen tritt bei mir bei täglicher Nutzung ca. einmal pro Woche auf und bleibt dann bis zum nächsten Neustart persistent. Das Scrollen mittels Touchpad funktioniert problemlos, so wie man es eben im System eingestellt hat.

• Das Umschalten zwischen Intel- und nvidia-Grafik erfolgt problemlos im laufenden Betrieb (Ab- und Anmeldung erforderlich). Da ich kein großer Grafiker bin und auch nicht mehr zocke, kann ich zwischen beiden ehrlicherweise nicht den geringsten Unterschied erkennen und nutze deshalb nur den Intel Chip.

Wie sich zeigt, ist das Slimbook, wie jede Hardware auch, nicht frei von Macken. Wenn ich es aber mit meinem früheren Dell Latitude vergleiche, sind diese für mich völlig schmerzfrei zu verkraften. Da ich alleine nicht repräsentativ bin, wäre es natürlich hilfreich, wenn andere Slimbook-Nutzer hier ebenfalls ihre Erfahrungen teilen würden.

Slimbook hat jetzt eine "Essential' Baureihe herausgebracht.

14" Laptop 499€, 15" Laptop 449€ + jeweils 45€ Versand in Europa.

An einer deutschen Tastatur wird gearbeitet und soll noch folgen, laut Vertrieb.

Klingt ganz interessant.

Nochmal eine kurze (und letzte) Aktualisierung zu diesem Thread für alle, die sich für Slimbook interessieren:

Ich nutze das 2019 gekaufte Slimbook Pro X nach nun fast 6 Jahren noch immer. Ubuntu Studio 25.04 läuft mit dem Low Latency Kernel einwandfrei und für die Arbeit mit Ardour hat es hat noch immer völlig ausreichende Leistungsreserven übrig (vielleicht auch dank Pipewire), so dass ich an einen Austausch oder ein Upgrade noch gar nicht denke. Auch qualitativ bin ich noch immer sehr zufrieden. Ärger mit herausfallenden Tasten oder ähnliche Dinge, die man von anderen Herstellern so hört, hatte ich nie.

Also alles in allem eine sehr gute Entscheidung.

Einziger Wehrmutstropfen: Es gibt keinen in Deutschland angesiedelten Kundendienst. Wäre mal etwas mit dem Gerät, müsste man es also einschicken.