Steve_
Anmeldungsdatum: 10. März 2023
Beiträge: 84
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Hi, Guten Morgen, welches Linux ist völlig frei von Snap, Flatpak und sonstigem, frei von Kommerz, frei von jedglichem Profitgedanke? Zudem bietet es mir einen Paketmanager mit völlig freier Open Source (Ich brauche nur einen Browser und LibreOffice) Es hat eine verständliche Installation als geübter Debian und Ubuntu User. Und das auf lange Sicht. Gibt es da was? Gruß, Steve Bearbeitet von rklm: Titel präzisiert
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ChickenLipsRfun2eat
Supporter
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Hallo! Ich glaube nicht, das du was damit anfangen kannst, da du ja ständig mit wine & Co hantierst, aber die Antwort wäre https://trisquel.info. Eine Liste mit solchen Distributionen gibt es unter https://www.gnu.org/distros/free-distros.html.
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noisefloor
Ehemaliger
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Hallo, frei von Kommerz: streng genommen nichts, weil indirekt auch hinter dem Linux-Kernel (massive) kommerzielle Interessen stehen. Google, IBM etc. bezahlen ja nicht aus reiner Nächstenliebe einen ganzen Schwung Kernelentwickler, sondern weil sie mit Linux-basierten Systemen Geld verdienen. Firefox als Browser ist vom Prinzip frei, hängt aber immer noch am Geldtopf on Google. Wenn du das außen vor lässt sind aus dem Mainstream Debian und Arch Linux relativ frei, im Sinne von, dass da keine Firma hinter steht. Zuminest nach meinem Wissenstand. Gruß, noisefloor
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Steve_
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 10. März 2023
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Ich danke euch beiden schon ein mal ☺
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ChickenLipsRfun2eat
Supporter
Anmeldungsdatum: 6. Dezember 2009
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noisefloor schrieb: frei von Kommerz: streng genommen nichts, weil indirekt auch hinter dem Linux-Kernel (massive) kommerzielle Interessen stehen.
Guter Aspekt! Hinter systemd steht RedHat, um /etc loszuwerden, es gab seinerzeit so viel Druck seitens der Firmen, das die LGPL durchgedrückt wurde, Microsoft hat UEFI durchgeboxt, uvm. Wenn du es so hardcore-frei haben willst, brauchst du sehr alte Hardware und musst auf sowas wie GUIX setzen. Das ist aber sehr rechenintensiv, da das mehr oder weniger ein bequemer Weg ist git-Projekte zu aktualisieren und lokal zu bauen. Geben tut es das also, macht auch Spaß — ist aber besser für den Winter geeignet, wenn du zusätzliche Heizung brauchst 😉
Firefox als Browser ist vom Prinzip frei, hängt aber immer noch am Geldtopf on Google.
Firefox ist nicht frei, wenn auch der Quellcode frei ist. Da ist viel non-free Kram drin, implementiert durch Plugins und Extensions (Trademark gibts auch, das ist hier aber egal). Daher gibt es GNUzilla, IceCat & Co. die den guten Grundgedanken von Mozilla aufnehmen und es wieder „entkommerzialisieren“. Und kleine Anmerkung: „Vom Prinzip frei“ klingt wie „ein bisschen schwanger“ 😉 Entweder etwas ist frei oder nicht — sobald es eine Einschränkung gibt, ist es ja nicht mehr frei . Da gibt es keine Abstufung. Deswegen nennt man ja „vom Prinzip frei“ OpenSource. Wenn du das außén vor lässt sind aus dem Mainstream Debian und Arch Linux relativ frei, im Sinne von, dass da keine Firma hinter steht. Zuminest nach meinem Wissenstand.
Debian/main ist der Klassiker, ja. Archlinux nicht, hat aber keine Firma dahinter, sondern viele (In letzter Zeit auch motiviert durch Steam und sowas). Arch legt auch keinen Wert auf Freiheit, sondern zielt auf einfach und funktionierend ab, weswegen das ja so eine Freude in der Benutzung ist — ok, klingt nach Werbung. Ich lande aber immer wieder da, wenn ich schnell und bequem was aufsetzen will.
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Mankind75
Lokalisierungsteam
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Hallo Steve_ Steve_ schrieb: frei von Kommerz, frei von jedglichem Profitgedanke?
ich sehe das weitgehend so, dass die meisten Länder dieser Erde marktwirtschaftliche Strukturen (mehr oder weniger) etabliert haben und auch die Entwickler Bedürfnisse haben, sich und ihre Familien zu ernähren, ein sicheres zu Hause haben etc. Wenn man Karl Marx jetzt zu Rate zieht sind diese Entwickler als "doppelt freie Lohnarbeiter" gezwungen, ihre Arbeitskraft auf dem Arbeitsmarkt anzubieten und zu verkaufen. Durch die Installation eines Betriebssystems ohne Firmware im Kernel, vielleicht noch das BIOS mit "Libreboot" überschrieben werden diese gesellschaftlichen Strukturen nicht aufgebrochen. In sozialistischen Ländern wie Kuba gibt es aber auch durchaus Projekte wie "Nova Linux" etc. Basiert auch auf ubuntu Linux. Das können wir jetzt endlos weiter spinnen. Wir sehen uns dann wenn der Thread ins Hinterzimmer gewandert ist.. Edit: Die Meldung des Thema steht ja zumindest schon…
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noisefloor
Ehemaliger
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Hallo,
„Vom Prinzip frei“ klingt wie „ein bisschen schwanger“ 😉
Das stimmt - war auch von Prinzip Absicht so 😉 Frei im Sinne von quelloffen, liberale Lizenz usw. und frei von kommerziellen Interessen (trotz freier Lizenz) ist halt zweierlei. Es gibt sicherlich einen riesen Haufen Software unter freier Lizenz und vollständig frei von kommerziellen Interessen - aber kann man das IMHO nur bis zu einem gewissen Grad / Komplexität von Software machen. Weil, wie Mankind75 ja schon sagte: irgendwann muss man irgendwie auch Geld zum Leben verdienen. Und es gibt ja auch Software, die komplett frei von kommerziellen Interessen ist aber nicht quelloffen. Aus dem Umfeld hier wäre das z.B. Inyoka. Aber selbst wenn man ein in beiderlei Hinsicht freies (Grund-) System hätte: spätestens beim Browser ist Schluss, weil es nur noch drei Browserengines gibt. Hinter einer steht Google, hinter der anderen Apple und hinter der dritten Mozilla. Der Firefox ist nicht wirklich frei - siehe oben - und Mozilla hat auch kommerzielle Interessen. Muss ja auch, sonst könnten die ihre festangestellten Leute nicht zahlen. Gruß, noisefloor
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Mankind75
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noisefloor schrieb: Weil, wie Mankind75 ja schon sagte: irgendwann muss man irgendwie auch Geld zum Leben verdienen.
Ich wollte noch hinzufügen, dass ich mich bei Karl Marx auf seine Analyse "Kritik der Politischen Ökonomie (Das Kapital)" berufe und mich von so Sachen wie Stalinismus etc. distanziere. Mittlerweile ist es bei mir so, dass ich mir auch die Shui-Ta-Maske durch den Kauf eines Apple Macintosh übergezogen habe. Ich lade aber alle Teilnehmer dazu ein, Ideen zu entwickeln, wie man als "Freier Software Entwickler" ein gutes Auskommen haben kann. Finde es auch schade, dass hier bei ubuntuusers.de keine Dienstleistungen rund um Linux angeboten werden dürfen aber das habe ich nun mal so akzeptiert und ist ein komplett anderes Thema.
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ChickenLipsRfun2eat
Supporter
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noisefloor schrieb: Das stimmt - war auch von Prinzip Absicht so 😉
Einverstanden 😉 Es gibt sicherlich einen riesen Haufen Software…
Wie immer leben solche Projekte vom Mitmachen, wie man am Beispiel Inyoka gut sieht. Das Grundsystem dürfte bei den meisten frei sein, da viele der modernen Distributionen auf GNU basieren.
… spätestens beim Browser ist Schluss, weil es nur noch drei Browserengines gibt…
Du hast lynx/elinks vergessen 😉 Ansonsten hast du natürlich Recht. Freie Software bedeutet heutzutage eher OpenSource zu „deblobben“, anstatt umgekehrt. Bei BSD-Lizenzen sieht das durch das Copyleft wieder anders aus, da Firmen dort den Quellcode nicht veröffentlichen müssen, den sie für ihre Zwecke anpassen. Was das Geld verdienen angeht: Da gibt es viele Wege. Die meisten arbeiten in der Richtung zweigleisig, wie bspw. der KDE e.V., der sowohl den freien Teil weiterentwickelt als auch den OpenSource-Bereich. Funktioniert aber auch nur, weil da sehr viele Menschen beitragen und beteiligt sind, auch mit Firmenkapital im Hintergrund und natürlich viele Aktionen, Wettbewerbe, Aufrufe hintendran stehen. Dafür fallen dann auch Dinge weg, wie bspw. das Webkit bei Qt, was bei einem rein freien Projekt niemals passiert wäre. Ich sehe aber weniger die Firmen als Problem an, sondern die Nutzer. Das man mit Firmen Hand in Hand arbeiten kann, sieht man ja seit fast 40 Jahren an GNU. Wenn die Nachfrage fehlt, veröden auch dort gute Projekte, und da kann man schwerlich Firmen für zur Verantwortung ziehen. Wir sind alle selbst Schuld an dem was wir heute haben.
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Mankind75
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ChickenLipsRfun2eat schrieb:
Was das Geld verdienen angeht: Da gibt es viele Wege. Die meisten arbeiten in der Richtung zweigleisig, wie bspw. der KDE e.V., der sowohl den freien Teil weiterentwickelt als auch den OpenSource-Bereich. Funktioniert aber auch nur, weil da sehr viele Menschen beitragen und beteiligt sind, auch mit Firmenkapital im Hintergrund und natürlich viele Aktionen, Wettbewerbe, Aufrufe hintendran stehen.
Im KDE Desktop sind von mir auch einige Übersetzungen drin - das deutsche Team ist aber relativ klein. So viele in diesem Bereich sind es nicht. Gäbe es seitens des KDE e.V. denn Perspektiven als bezahlter Entwickler Beiträge zu leisten und gibt es Budgets dafür? Please forgive my ignorance.
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ChickenLipsRfun2eat
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Mankind75 schrieb: Im KDE Desktop sind von mir auch einige Übersetzungen drin - das deutsche Team ist aber relativ klein. So viele in diesem Bereich sind es nicht. Gäbe es seitens des KDE e.V. denn Perspektiven als bezahlter Entwickler Beiträge zu leisten und gibt es Budgets dafür? Please forgive my ignorance.
Ja, gibt es. Die „Angestellten“ sind aber eher der „Wasserkopf“ und es werden je nach Budget Entwickler für gewisse Aufgaben hinzugezogen, wie bspw. sowas. Qt ist auch ein nicht zu unterschätzender Teil, da die beiden Projekte sehr eng zusammenarbeiten. Was deutschsprachiges angeht: Deutsche haben irgendwie den Hang dazu sich ausschliesslich auf englisch zu beteiligen und — im Vergleich zu bspw. französisch- oder spanischsprechenden — wenig Interesse an der Sprache zu haben. Ob das nun an den Universitäten liegt, in denen Arbeiten auf Englisch veröffentlicht werden müssen oder aus anderen Gründen — keine Ahnung. Ich bin auch nicht bei KDE involviert, abgesehen von ein paar kleineren Bugreports oder Hilfestellungen, ich lese da nur mit und habe Plasma als Zweitdesktop eingerichtet.
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Mankind75
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Danke für das Aufzeigen dieser Perspektive. Qt ist meines Wissens auch plattformübergreifend oder? Du hattest vorhin auch GNU angesprochen: Ich hatte mir vor einiger Zeit mal GNU Hurd angeschaut. Das Projekt ist super-spannend aber irgendwie macht die Free Software Foundation aus meinem Eindruck heraus mehr Talks, Lobbyarbeit etc. als dass wirklich mal Codezeilen geschrieben werden. War auch einige Zeit passives Mitglied der FSFE. Free Software - Free Society.. Wäre auch so ein Thema was man hier beleuchten könnte ob das so stimmt..
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ChickenLipsRfun2eat
Supporter
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FSF != FSFE. Sind nur gleiche Interessen, aber nicht in erster Linie verwandt. Und ja, da passiert die Lobbyarbeit. Der politische Teil ist aber nicht meine Stärke 😉 Ich bin da sehr verbohrt und finde die ganze Kompromisshascherei und die Foki befremdlich. GNU ist der Teil wo die Software liegt, speziell auf https://savannah.gnu.org/. Ich finde das sehr unübersichtlich und es ist auch wenig aktuell. Da passiert noch sehr viel auf Mailinglisten, ähnlich wie beim Kernel. GNU Hurd ist spannend, aber wie GUIX muss man das wollen und Zeit mitbringen. GUIX selbst funktioniert recht gut, lässt sich auch unterhalb von Debian installieren, braucht aber viel Platz. Gerne mal 2GB um das Grundsystem zu aktualisieren. (Kann dann mit guix gc wieder aufgeräumt werden). Qt ist plattformübergreifend, ja. Kommt aber auch auf das entwickelte Programm an, ob es sich überall einsetzen lässt. Der Nachteil von Qt ist, das du nicht etwas Schreiben kannst und es dann für Jahre läuft — dafür wird noch viel zu heftig entwickelt. Der Umstieg von Qt4 auf 5 war ein Horror. Das ist schon besser geworden… aber nicht gut.
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noisefloor
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Hallo, hinter Qt stehen ja auch (massive) kommerzielle Interessen, wobei das sich ja auch schon in der dualen Lizenzpolitik widerspiegelt. Es gibt ja auch viele Firmen, die mit OpenSource Software Geld verdienen. Sprich die veröffentlichen Software unter eine OSS Lizenz und verdienen dann mit Support etc Geld. Im privaten Bereich natürlich eher nicht, aber im gewerblichen Bereich schon. Habe gerade auch mal geschaut, ausgehend von der 1. Frage des TE, wer hinter LibreOffice steht. Das Advisory Board der Document Foundation ist hier gelistet: Link 🇬🇧. Da stehen auch, IMHO in weiten Teilen, kommerziellen Interessen hinter. Was ich lustig finde: die erste Adresse ist auf den British Virgin Islands - die sind ja eher für... na ja Firmen mit kommerziellen Interessen als OpenSource Software bekannt 😉 Unterm Strich: ja, es gibt Linux Distros ohne kommerziellen Hintergrund. Aber bei ganz vielem, was in eine Distro an Software rein fließt, stehen mittelbare oder unmittelbare finanzielle Interesse. Was ich _persönlich_ auch völlig legitim finde. Gruß, noisefloor
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Mankind75
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noisefloor schrieb: Es gibt ja auch viele Firmen, die mit OpenSource Software Geld verdienen. Sprich die veröffentlichen Software unter eine OSS Lizenz und verdienen dann mit Support etc Geld. Im privaten Bereich natürlich eher nicht, aber im gewerblichen Bereich schon.
Ja das kann ich mir auch vorstellen obwohl ich Open Source auch oft als "Freemium" mit "Community Editions" erlebt habe. Wäre interessant zu erforschen unter welchen Umständen und Softwareprodukt eine freie Lizenzierung die "dominante Strategie" wäre. Wahrscheinlich gibt es dazu auch Studien dazu. Das mit den British Virgin Islands wird (nehme ich mal an) in Richtung "Steueroase" gehen. Bevor das Geld an den Staat geht, spenden wir es an Organisationen, die uns dienlich sind bzw. sein können.
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