Zeitenwende schrieb:
...was die IT-Experten also auszeichnen muss ist die Freiheit von Vorurteil, die Freiheit von wirtschaftlicher Abhängigkeit, die Freiheit von Parteizugehörigkeit sowie die Freiheit "über den Tellerrand des erworbenen Wissens und der erworbenen Bildung" zu schauen. das ist in diesem Gesellschaftssystem nicht machbar; dazu gehört auch mehr als eine äussere Veränderung des Gesellschaftstatuts. Anders herum: Wenn von Politik und Verwaltung schon kein tiefgreifender Massstab für die Anwendung von Ethik und Moral zu erwarten ist - wie soll das dann von "unabhängigen" Experten verlangt werden (können)?
Grüsse aus der Nachbarschaft
Thomas
Auch wenn ich wahrscheinlich diese Diskussion endgültig in den Offtopic befördern werde, schweife ich ein wenig zur wissenschaftlichen Theorie ab.
Gesetze sind objektiv i. S. v. der Wissenschaftler erkennt unabhängig von seiner persönlichen Einstellung. Gesetze sind absolut, d. h. sie stecken einen gewissen Rahmen ab in dem ihre Aussagen gelten. Gesetze sind relativ, außerhalb des vom Gesetz vorgegebenen Rahmen sind ihre Aussagen nicht mehr perse gültig. In der modernen Wissenschaft hat sich durch gesetzt, dass ein Gesetz nur solange wahr ist bis es widerlegt ist. Der Wissenschaftler muss prüfen ob ein Gesetz Lücken hat, nicht ob es perfekt ist.
Übertragen auf unser empirisches Beispiel heißt dass: der Deal zwischen MS und dem AA und den Erkenntnissen die diesem Deal zugrunde liegen können nur unter einem bestimmten Rahmen betrachtet werden. Unterstellen wir mal es gäbe wirklich unabhängige Experten mit dem größten Fachwissen, die bei dem Deal beraten haben. Unterstellen wir alle notwendigen Informationen zur Beurteilung des Sachverhaltes hätten vorgelegen. Selbst bei diesen idealen Bedingungen kommt nicht perse die beste Lösung heraus.
Die Welt, in technischer und sozialer Perspektive ändert sich ständig. Diese Veränderungen können nur mit gewissen Wahrscheinlichkeiten voraus gesagt werden. Der Deal vom AA und MS basiert sicherlich auch bestimmten Annahmen über die Zukunft. Selbst bei o. g. idealen Bedingungen können diese entwickelten Annahmen nicht eintreffen.
Wenn wir dann noch über Ethik und Moral reden wird es ganz schwierig.
Damit mich Niemand falsch versteht: wir brauchen auch weiterhin Wissenschaftler, die forschen und beraten. Der Glaube, dass Wissenschaft richtig angewendet immer die richtigen Lösungen liefert ist falsch. Wir können und müssen die Irtumswahrscheinlickeit minimieren. minimieren heißt aber nicht: auf null setzen sondern sehr nahe bei null ankommen. Wenn etwas minimal ist, ist es ja noch da.
Ich weiß nicht wie es in der IT ist, in den Sozialwissenschaften protokollieren die Wissenschaftler bei ihre Forschung die subjektiven Gefühle, die sie empfinden, wenn sie beobachten oder ein soziologisches Experiment durchführen.
Es wäre vielleicht schon ein großer Fortschritt, wenn kritische Gutachten zum MS-AA Deal veröffentlicht würden. Wenn alle erhoben Fakten und Einwände öffentlich bekannt wären, könnte man zukünftig einschätzen mit welcher Wahrscheinlichkeit die Vorhersagen der kritischen Gutachten eingetroffen sind.
Hoffe, ich bin zu weit abgeschweift. ☺
Gruß David Marien