BDR529
Anmeldungsdatum: 26. November 2007
Beiträge: 159
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Kann mir jemand mal erklären, welches Konzept hinter Unity steht? Das ist wertfrei gemeint, ich kann nur den Vorteil, den mir Unity bringen soll nicht erkennen. Für kleine Bildschirme würde ich das ja noch verstehen, aber für normale Notebooks (ab 15") oder Desktops erschließt sich mir der Nutzen nicht. Mit dem jetzigen Gnome, kombiniert mit einem Dock wie awn oder glx und ggf. Gnome-Do habe ich eine Oberfläche, die mich nichts vermissen lässt. Vieleicht weiß ich aber nur nicht, was mir fehlt!? Mein Eindruck ist (mehr ist es nicht, da ich Unity nur ganz kurz ausprobiert habe), dass man versucht etwas iOS-ähnliches auf den Desktop zu übertragen. Doch selbst beim iOS finde ich die Icon-Flut schon extrem unübersichtlich. Sind hierarchiche Menüs so aus der Mode gekommen oder einfach nur uncool geworden? Vieleicht kann mich ja mal jemand zu Unity aufklären. P.S.: Ich stehe dem aktuellen Trend "Wir müssen den grundsätzlichen Umgang mit Computern und Dateien neu überdenken" eher kritisch gegenüber. Ich bin offensichtlich zu einem Konzept wie Zeitgeist nicht kompatibel, da ich meine Informationen tendenziell inhaltlich strukturiere, d.h. mit einem hierarchichen Ablagesystem kombiniert mit Metadaten ablege. Geht das nur mir so?
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cryptosteve
Anmeldungsdatum: 17. April 2007
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Offensichtlich geht es in erster Linie darum, etwas eigenes zu machen und sich abzuheben. Das hat Ubuntu schon öfter gemacht, viel Prügel bezogen, nachgebessert und am Ende war es dann echt gut. Ich bin zuversichtlich, dass Unity seinen Weg gehen wird und am Ende sogar gut aussieht.
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burli
Anmeldungsdatum: 27. April 2007
Beiträge: 8985
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Unity war ursprünglich für Netbooks gedacht. Die ganze Icon Geschichte ist den immer mehr aufkommenden Touch Panels geschuldet. Ein klassisches Menu ist mit einem Touchpanel nicht zu bedinenen, bzw höchstens mit einem Stift, sofern der Touchscreen das unterstützt (Finger und Stift erfordern unterschiedliche Technologien). Auf Bildschirmen mit 1366x768 und kleiner finde ich das Konzept schon ziemlich cool. Ich programmiere viel, gelegentlich auch auf einem 13" Laptop. Man bekommt einfach mehr Code auf den Bildschirm als mit einem normalen Gnome 2. Auf dem Desktop sehe ich, wie du, keine nennenswerten Vorteile. Die Identicator Menus finde ich nicht schlecht, weil sie endlich mal mit dem Durcheinander von Gnome aufräumen. Ich sehe aber auch keine großen Nachteile. Ich vermisse eigentlich nichts und ob die Taskleiste unten oder links ist ist mir eigentlich relativ egal. Es müssen aber noch ein paar Dinge angepasst werden. So finde ich zum Beispiel auf großen Bildschirmen die Fenstermenus oben im Panel ungeeignet. Ich denke aber, dass sich speziell für den Desktop noch einiges ändern wird. Von daher muss man einfach abwarten, bis Unity fertig ist. Gerade die neue Version, die in Natty kommen wird, ist ja noch nicht fertig. Und die Version in Maverick kann man nicht unbedingt als Referenz nehmen.
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BDR529
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 26. November 2007
Beiträge: 159
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burli schrieb: .. Man bekommt einfach mehr Code auf den Bildschirm als mit einem normalen Gnome 2.
Das ist ein Punkt, den ich nicht verstehe. Wenn ich das Gnome-Panel automatisch ausblenden lasse, habe ich doch auch den gesamten Schirm für die Anwendung, oder macht Unity noch etwas anders?
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zephir
Anmeldungsdatum: 20. März 2006
Beiträge: 2757
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BDR529 schrieb:
P.S.: Ich stehe dem aktuellen Trend "Wir müssen den grundsätzlichen Umgang mit Computern und Dateien neu überdenken" eher kritisch gegenüber. Ich bin offensichtlich zu einem Konzept wie Zeitgeist nicht kompatibel, da ich meine Informationen tendenziell inhaltlich strukturiere, d.h. mit einem hierarchichen Ablagesystem kombiniert mit Metadaten ablege. Geht das nur mir so?
Geht mir genauso, allerdings habe ich unity oder Zeitgeist bisher auch noch nie getestet. Ich sehe es aber auch nur als zusätzliche Wahlmöglichkeit, glaube nicht das die klassischen Menus so schnell verschwinden werden. Wo es sicher sinnvoll ist, sind smartphone und andere geräte mit Mini bildschirm. Das habe ich jetzt auf dem N900 selbst ausprobieren können, verwendet man da LXDE mit normalen Desktop Programmen anstelle der maemo Oberfläche, wünscht man sich sehr schnell ein anderes Bedienkonzept.
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burli
Anmeldungsdatum: 27. April 2007
Beiträge: 8985
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BDR529 schrieb: burli schrieb: .. Man bekommt einfach mehr Code auf den Bildschirm als mit einem normalen Gnome 2.
Das ist ein Punkt, den ich nicht verstehe. Wenn ich das Gnome-Panel automatisch ausblenden lasse, habe ich doch auch den gesamten Schirm für die Anwendung, oder macht Unity noch etwas anders?
Ja, macht es. Ein normales Programm hat einen Fensterleiste und ein Menu. Das sind zwei "Zeilen". Beim normalen Gnome 2 kommen die beiden Panel dazu. Macht vier Zeilen. Die Panels könnte man verstecken. Von der Möglichkeit hab ich persönlich aber nie wirklich Gebrauch gemacht, weil ich mich damit nicht anfreunden konnte. Man kann die Uhr und andere Elemente nicht sehen, wenn man zu nahe an den Bildschirmrand kam waren die Panels auf einmal im Weg usw. Unity integriert die Fensterleiste von maximierten Fenstern und das Menu in das obere Panel. Also hat man statt zwei Zeilen nur noch eine Zeile UND hat immer noch die Uhr usw im Blickfeld. Man sieht im Identicator, wenn neue Nachrichten im Chat oder neue Mails ankommen. Man hat also sogar noch etwas mehr Platz als mit normalen Fenstern und verstecken Panels, aber gleichzeitig nicht die genannten Nachteile. Noch mehr Platz bekommt man nur noch im Vollbildmodus.
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BDR529
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 26. November 2007
Beiträge: 159
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Wird es denn zukünftig kein Anwendungsmenü mehr geben? Ich habe bisher immer nur Screenshots von der Ansicht "Applications" gesehen, d.h. eine unstrukturierte Auflistung aller Anwendungen. Bei einem Smartphone mit einer überschaubaren Menge an Anwendungen mag das ja noch gehen, aber bei mir würde da eine Icon-Wüste erscheinen, in der ich garantiert nichts finde...
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burli
Anmeldungsdatum: 27. April 2007
Beiträge: 8985
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BDR529 schrieb: Wird es denn zukünftig kein Anwendungsmenü mehr geben? Ich habe bisher immer nur Screenshots von der Ansicht "Applications" gesehen, d.h. eine unstrukturierte Auflistung aller Anwendungen. Bei einem Smartphone mit einer überschaubaren Menge an Anwendungen mag das ja noch gehen, aber bei mir würde da eine Icon-Wüste erscheinen, in der ich garantiert nichts finde...
Nein, das Menu wird es nicht geben. Und so unstrukturiert ist diese "Applications" Ansicht nicht. Wenn es so wird wie in Maverick kann man direkt nach Programmen suchen, indem man den Namen eingibt, man kann nach Kategorien filtern (System, Spiele, Multimedia usw) und man bekommt die am häufigsten genutzen Programme separat angezeigt. Siehe hier
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BDR529
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 26. November 2007
Beiträge: 159
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Ok, danke für die Antworten. Da wird Unity für mich wohl eher nichts sein, da ich meine Anwendungen über mehrere Untermenüs strukturiert habe. Für die textbasierte Suche verwende ich gnome-do. So ganz nachvollziehen kann ich die Entscheidung für Unity nicht, da die Touchscreen-PCs zumindestens in naher Zukunft wohl eher unter iOS oder Android laufen (von ein paar Ausnahmen mal abgesehen). Für normale Desktops oder Notebooks passt das nach meinem Geschmack nicht. Dann werde ich erstmal bei Gnome 2 bleiben und abwarten was Gnome 3 so bringt.
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burli
Anmeldungsdatum: 27. April 2007
Beiträge: 8985
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BDR529 schrieb: und abwarten was Gnome 3 so bringt.
Gnome 3 wird das gleiche wie Unity, nur in grau/blau. Naja, vielleicht nicht genau das gleiche, aber vom Konzept sehr ähnlich, siehe hier und hier
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BDR529
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 26. November 2007
Beiträge: 159
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Ich habe gerade mal die Live CD von Gnome 3 getestet: Selbst mit viel gutem Willen: Als Maus-Benutzer an einem Touchscreen-freien PC ist das meiner Meinung nach keine Verbesserung zu Gnome 2 sondern ein einziger Rückschritt. Die positiv auffallenden Dinge wie
Schnellstartleiste Grafische Darstellung der Fenster eines Workspace Darstellung der Workspaces Aero-Snap-ähnliche Funktion Suche nach Dokumenten und Anwendungen
sind unter Gnome 2 seit langem verfügbar (die nutze ich auch alle):
Demgegenüber steht der Verlust des strukturierten Anwendungsmenüs, der die Suche nach seltener benötigten Anwendungen deutlich vereinfacht Beispiel: "Wie hieß noch mal dieses Tool zum Schneiden von MP3s?" Mit einem mehrstufigen Menü findet man sowas mit wenigen Klicks. Mit Gnome-3 muss ich alle Multimediatools durchgehen.. Optisch ist das Ganze jetzt schon gut gelungen, aber die Bedienbarkeit.....
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burli
Anmeldungsdatum: 27. April 2007
Beiträge: 8985
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BDR529 schrieb: Ich habe gerade mal die Live CD von Gnome 3 getestet:
Dito. Und ich habe mir erlaubt, einen zugegeben absichtlich etwas polemischen Artikel zu schreiben. 😉
Demgegenüber steht der Verlust des strukturierten Anwendungsmenüs, der die Suche nach seltener benötigten Anwendungen deutlich vereinfacht Beispiel: "Wie hieß noch mal dieses Tool zum Schneiden von MP3s?" Mit einem mehrstufigen Menü findet man sowas mit wenigen Klicks. Mit Gnome-3 muss ich alle Multimediatools durchgehen..
Ich verstehe das ehrlich gesagt nicht. Beim klassischen Menu klickst du auf "Anwendungen->Multimedia". Da findet man alle entsprechenden Anwendungen alphabetisch und untereinander. Bei der Gnome Shell und Unity klickt man auf Aktivitäten bzw Anwendungen, klickt auf Multimedia und habe da auch alle Anwendungen alphabetisch, nur eben nicht untereinander sondern in einem Raster.
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Silmaril
Anmeldungsdatum: 18. März 2007
Beiträge: 617
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Es spielt auch sicherlich eine Rolle, dass Ubuntu für die aufkommenden Touchsreens in Tablet-Format gerüstet sein will. Aber warum will man eine Oberfläche designen, die alles erschlägt? Also vom Riesen-Display bis zum Netbook und nebenbei noch Touchscreens? Die Antwort war vor einiger Zeit noch: Weil man keinen Bock hat für alles mögliche eine eigene Codebasis zu pflegen. Aber Plasma ist doch genau für dieses Problem gemacht worden. Es würde jetzt wie der Deckel zum Topf passen. Damit hat die KDE-Welt wirklich ein riesigen Vorteil. Die haben Desktop- und Netbook-Oberflächen und weitere zwei Oberflächen in der Pipeline und trotzdem nur eine Codebasis und nur eine konsistente Technik.
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burli
Anmeldungsdatum: 27. April 2007
Beiträge: 8985
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Silmaril schrieb:
Aber Plasma ist doch genau für dieses Problem gemacht worden. Es würde jetzt wie der Deckel zum Topf passen. Damit hat die KDE-Welt wirklich ein riesigen Vorteil. Die haben Desktop- und Netbook-Oberflächen und weitere zwei Oberflächen in der Pipeline und trotzdem nur eine Codebasis und nur eine konsistente Technik.
Da hast du schon recht. Aber Plasma ist KDE und Ubuntu ist nunmal traditionell eine Gnome Distribution. Einen kompletten Bruch kann sich Canonical nicht erlauben, schätze ich. Und einen mehr oder weniger kompletten Plasma Desktop mit allen nötigen Libs plus allen traditionellen Gnome Anwendungen würde wohl zuviel und die Vorgabe, dass Ubuntu immer auf eine normale CD passen soll nicht mehr erfüllen können. Das wird ja jetzt schon kritisch, wenn nur die Qt Libs wegen Unity 2d auf die CD sollen. Außerdem hat Canonical das schon lange vorbereitet. Unity ist ja nicht von heute auf morgen entstanden. Einzelteile wie die Identicator Menus sind schon länger in Ubuntu. insgesamt wäre Unity zwar mit Plasma machbar und hätte langfristig sicher Vorteile, aber als Canonical mit den ersten Teilkomponenten angefangen hat war Plasma noch nicht so weit und es würde glaube ich extrem lange dauern, dass alles von Grund auf neu zu bauen. Kurz gesagt, bis auf den langfristigen Vorteil einer gemeinsamen Codebasis spricht so ziemlich alles gegen Plasma. Und mal ehrlich, so schlecht finde ich Unity für den Desktop nun auch nicht. Es müssen nur noch ein paar Details angepasst werden, was bis April sicher noch passieren wird. Und wenn man sich die Gnome Shell anschaut verfolgen die Gnome Entwickler ein nahezu identisches Konzept
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BDR529
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 26. November 2007
Beiträge: 159
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burli schrieb: Ich verstehe das ehrlich gesagt nicht. Beim klassischen Menu klickst du auf "Anwendungen->Multimedia". Da findet man alle entsprechenden Anwendungen alphabetisch und untereinander. Bei der Gnome Shell und Unity klickt man auf Aktivitäten bzw Anwendungen, klickt auf Multimedia und habe da auch alle Anwendungen alphabetisch, nur eben nicht untereinander sondern in einem Raster.
Weil ich, um bei deinem Beispiel zu bleiben, nicht alle Multimedia-Programme (>20) unter einem Menüpunkt habe, sondern über mehrere Untermenüs verteilt habe, um sie schneller finden zu können (z.B. /Multimedia/Videoschnitt, /Multimedia/Audiobearbeitung, /Multimedia/Player usw.). Ich habe auch einige Skripte in die Menüs aufgenommen. Mit Unity oder Gnome 3 reduziere ich die mögliche Stuktur auf eine einzige Unterebene. Wenn man nur sehr wenige Programme verwendet, ist das vieleicht ausreichend, aber bei vielen Programmen wird das ein Icon-Friedhof, den zumindest ich nicht mehr durchblicke. Zudem sind nach meiner persönlichen Auffassung die Beschriftungen der Icons bei der Gnome-3-Live CD viel zu klein und werden zudem noch abgeschnitten. Weiterhin sind Icons bei weitem nicht immer selbsterklärend und helfen bei der Programmauswahl nicht weiter. Da sind Textbezeichnungen schneller zu erfassen. Das war auch der Grund, warum Gnome die Icons aus dem Menü in der Standardeinstellung entfernt hat. Textmenüs sind nur leider nicht schick, daher uncool. Den schönen Icons wird die Bedienbarkeit geopfert. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, bei Unity oder Gnome-3 statt der Icon-Landschaften ein einfaches Textmenü zu integrieren, würde mir das völlig ausreichen.
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